Am Dienstag den 7.12.2021 begann unsere wohl größte und spannendste Reise unserer 420er Karriere. Früh morgens trafen wir uns mit dem gesamten deutschen Team am Frankfurter Flughafen und traten gemeinsam die Reise in den Oman, genauer ins Mussanah Sailing Resort an. Bereits im Vorfeld hatten wir viele Meetings und Vorträge von Meteorologen zu den Windverhältnissen im Oman, und gingen somit optimal vorbereitet zu den Youth Worlds 2021. Zunächst blieben uns 3 Tage Zeit, um uns vom Jetlag zu erholen und die enormen Temperaturunterschiede zu verkraften. In dieser Zeit machten wir viel Visualisierungstraining, Stabi, gingen aber auch an einem tollen Riff schnorcheln und machten eine Wüstentour durchs Land, auf welcher wir sogar Kamele reiten durften.

Nach einer tollen Vorbereitungszeit im Oman bekamen wir am Samstag dem 11. Dezember unsere ganz neuen Boote und mussten diese, soweit erlaubt, optimal trimmen und einstellen. Dies gelang uns recht gut, da wir unsere Trimms bereits am Gardasee mit den für die Regatta neu entwickelten Segeln getestet hatten. Für den 12. Dezember stand dann das Practice Race auf dem Programm, die einzige Möglichkeit sich mit den anderen Nationen vor der Regatta zu vergleichen. Doch leider mussten wir dieses auslassen, da ich mir an den Tagen zuvor einen starken Sonnenstich geholt hatte und an diesem Tag mit hohem Fieber aufwachte. Am Abend stand für das gesamte Team jedoch eine hervorragende Eröffnungsfeier auf dem Programm, welche wirklich unvergesslich war.

Doch am nächsten Tag dem 14.12. wurde es ernst, die ersten beiden Rennen standen für alle Klassen auf dem Programm.

Bei den 420ern hatten wir Jungs den ersten Time Slot und so starteten wir um ca. 12 Uhr unser erstes Rennen. Unser Ziel war es, solide gute Starts zu machen, uns nicht zu verstecken und in allen Rennen um jeden Punkt zu kämpfen. Aufgrund der sehr hohen Leistungsdichte in den Top 15 gelang es keinem, sehr konstant zu segeln und wir waren zunächst mit einem 2. und 11. Platz (gesamt 5ter) nach dem ersten Tag zufrieden, solide in die Regatta gestartet zu sein. Am nächsten Tag 15.12 segelten zunächst unsere 420er Mädels am Vormittag und wir waren mit unseren Rennen am Nachmittag dran. Bei typischen Sea Breeze Bedingungen um die 8-10 Knoten am Nachmittag konnten wir unseren besten Tag fahren und uns mit einem 2. und 6. Platz auf gesamt Position 3 vorarbeiten. Am Mittwoch den 16.12 waren wieder wir Jungs als erstes mit den Rennen dran. Bei schwierigen, leichten und sehr drehendem Wind segelten Jannis und ich, nach dem Beach clean up mit allen Nationen am Morgen, einen sehr durchwachsenen Tag und konnten uns zumindest nach einem schwachen ersten Rennen 15 mit einem starken 3. Platz im 2ten Rennen über den Tag retten. Am Ende standen wir jedoch gar nicht so schlecht wie erwartet da, da sich bei diesen extrem schwierigen Bedingungen alle guten Teams ein hohes Ergebnis eingefahren haben. Somit gingen wir immer noch im roten Bib des Drittplatzierten, mit sehr engen Punktabständen nach vorne und nach hinten, in den vorletzten Regattatag der WM. An diesem Tag hatten wir Jungs wieder den etwas stabileren Slot aus windtechnischer Sicht am Nachmittag. Nach einer guten Performance unserer 420er Mädels Lilly und Franzi mit Platz 6 und 7 an dem Tag, gingen auch wir wieder hoch motiviert aufs Wasser.

Bei erneut Leicht- bis Mittelwindverhältnissen gelang uns wieder ein guter Tag und wir fuhren einen 10. und 2. Platz ein. Diese Ergebnisse ließen uns zwar auf Position 3 sitzen, die Punktabstände nach vorne zum Israeli und Spanier wurden jedoch bis auf 2 bzw. 5 Punkte verkürzt und nach hinten hatten wir zum Japaner nun eine 8-Punkte-Lücke. Unfairerweise bekamen wir an diesem Abend noch einen Protest von einem Franzosen aufgrund einer Startsituation, welcher sich über 1.30 h sehr nervenaufreibend hinzog. Diesen konnten wir letztendlich aufgrund mehrerer Videos von Trainern und der Jury gewinnen und der Franzose bekam sogar ein DSQ. Nach einem langen und auch durch den Protest belastenden Tag kamen wir erst spät am Abend zu Ruhe und besprachen unsere Ausgangsituation für das finale Rennen am letzten Tag über Telefon mit unserem Trainer Daniel Zepuntke. Hoch motiviert und gut mental eingestellt gingen wir somit am Freitag ins finale Rennen, welches über die Medaillen entscheiden sollte. Nachdem wir unseren Plan mit einem soliden und freien Start optimal umsetzen konnten, fokussierten wir uns viel auf den Boots Speed und auf Taktik und konnten Tonne 1 in Führung liegend runden. Wir segelten fokussiert weiter, konnten die Führung halten und realisierten auf der 2. Vorwind, dass unsere engsten Gegner um die Medaillen, Spanien und Israel, weiter hinter uns mitten im Feld lagen. Das Rennen beendeten wir letztlich auf dem 2ten Platz, welcher uns vom Bronze- auf den Goldrang brachte!!  Einfach unglaublich. Gleich nach Zieleinlauf kamen jegliche Trainer und Presseboote sowie Alberto von Nautivela zu uns und wir feierten unseren Sieg, ohne überhaupt realisieren zu können, was passiert! 😍😍

An Land angekommen gratulierte uns das komplette deutsche Team sehr euphorisch und wir mussten eine Menge Interviews geben. Anschließend durften alle Sieger vom Veranstalter aus vor dem Hotel einen Baum pflanzen, was eine tolle Erinnerung ist. Am Abend gab es eine atemberaubende Siegerehrung und wir bekamen die Goldmedaille sowie den Wanderpokal überreicht, den bereits Leute wie Nathan Outteridge, Peter Burling und Jordi Xammar gewannen. Einfach unglaublich!! Anschließend gab es eine Pool Party, bevor wir aber auch noch in derselben Nacht den Rückflug antraten.

Es war ein unglaubliches Erlebnis, welches wir nie wieder vergessen werden.

Zudem war unser Weltmeistertitel der erste eines Deutschen in der 420er Klasse seit Erstauflage der Youth Worlds 1971.

Wir würden uns gerne herzlich bei unseren Eltern bedanken, ohne die unsere ganze Karriere und somit auch dieser Titelgewinn niemals möglich gewesen wäre. Des Weiteren gilt unserem Trainer Daniel Zepunkte ein großes Dankeschön, der mit uns so lang hart im 420er gearbeitet hat und mit uns bei der WM 2019 unseren Medaillenverlust am letzten Tag hinnehmen musste. Auch unserem Opti Trainer Lutz Kirchner wollen wir danken für die mentale Unterstützung über die Zeit im Oman und im Opti! Zudem ein großes Dankeschön an unsere Clubs dem YCSS sowie dem CYC für tolle Unterstützung, sowie dem German Sailing Team und unseren dortigen Trainern! Zu guter Letzt bleibt uns nur noch, Alberto von Nautivela ein Dankeschön für die top Boote über die Jahre und auch im Oman, sowie dem Veranstalter Oman Sail und World Sailing für ein traumhaftes Event auszusprechen!!